offene fragen
19/11/15 08:42 Abgelegt in: gedicht

heute möchte ich mit dir eine meiner lieblingsgedichte von rilke teilen. es ist das gedicht das in zeiten der unsicherheit, der verzweiflung mich seit so langem begleitet.
„man muss geduld habem gegen das ungelöste im herzen…“
gilt für jeden mensch
aber es gilt auch für eine gesellschaft,
eine besondere historische zeit
oder sogar für unseren wunderbaren blauen planet —
troswörter für allen, heute, aus meinem herzen
dank der begnadeten feder von rainer maria rilke
Man muß den Dingen
die eigene, stille,
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann;
alles ist austragen – und
dann gebären ....
Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen
des Frühlings steht,
ohne Angst,
daß dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch !
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos still und weit ...
Man muß Geduld haben
gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antwort hinein.
wann ist es dann ernte-dank-fest ?
wann ist es dann ernte-dank-fest ?
es hat geschneit, es hat geregnet, es scheint wieder die sonne: der goldene oktober geht langsam zu ende.
und damit auch die helle zeit.
wir haben am ende noch gas gegeben, alle stauden die wir noch geschenkt bekommen haben sind in der warme erde eingebettet,
10 obstbaume wurden gepflanzt auf der eselsbrücke und unseren lager ist voller heu und stroh.
der winter darf kommen.
noch nie habe ich mich auf den winter so gefreut wie dieses jahr, noch nie war ich JEDEN TAG draussen auf der frische luft: die esel leben nicht auf 20 hektar land, sie müssen gefüttert werden, stall, koppel und weide muss gereinigt werden und immer wieder gibt es einen wehwehchen der verartzet werden muss.
und dann kann es wirklich los gehen: es ist zeit mit den esel zu „spielen“, sie zu trainieren.
es ist zeit dann für die begegnung mit meine „entschleunigung-therapeuten“.... (hi hi hi)
jeden tag.
ich erkenne meine hände nicht mehr, von den vielen gartenarbeiten...
aber die ernte ist drin, wir haben ohne ende birnenkompott und zwegtschenmarmelade gekocht, unserer speicher ist voll.
wir haben jetzt einen jahr autonomie, wir dürfen entspannen.
und danken.
und wir sind nicht mal bauern...
wir sind musikerin und therapeut...
ich danke für die goldene kürbisse und die zwiebeln, die hier im dorf gereift sind,
ich danke für alle düfte im kreutergarten
ich danke für das warme milch und mein lieblingkäse vom schwalbenhof
ich danke für die köstlichen gelben pflaumen aus italien....
ich danke für den beifuss die „zufällig“ vor unseren tür gewachsen ist
ich danke für die viele blumen...
ich danke für...
ich danke....
....
nimm dir zeit,
gönne dir der herbst der dankbarkeit
so dass wieder einen wunder geschehen darf
komm zu ruhe,
lass deine blätter fallen
geniesse das kühle wind, die herrliche frische luft
das rhythmus des regens
die graue töne des horizonts
das lichtvolle nebel
so dass du das warme feuer deines herzens wieder hören kannst !
dies waren meine italo-deutschen wörter
und hier unten mit der musik von reiner maria rilke
Herbst
die blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den himmeln ferne gärten;
sie fallen mit verneinender gebärde.
und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen,
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
reiner maria rilke
es hat geschneit, es hat geregnet, es scheint wieder die sonne: der goldene oktober geht langsam zu ende.
und damit auch die helle zeit.
wir haben am ende noch gas gegeben, alle stauden die wir noch geschenkt bekommen haben sind in der warme erde eingebettet,
10 obstbaume wurden gepflanzt auf der eselsbrücke und unseren lager ist voller heu und stroh.
der winter darf kommen.
noch nie habe ich mich auf den winter so gefreut wie dieses jahr, noch nie war ich JEDEN TAG draussen auf der frische luft: die esel leben nicht auf 20 hektar land, sie müssen gefüttert werden, stall, koppel und weide muss gereinigt werden und immer wieder gibt es einen wehwehchen der verartzet werden muss.
und dann kann es wirklich los gehen: es ist zeit mit den esel zu „spielen“, sie zu trainieren.
es ist zeit dann für die begegnung mit meine „entschleunigung-therapeuten“.... (hi hi hi)
jeden tag.
ich erkenne meine hände nicht mehr, von den vielen gartenarbeiten...
aber die ernte ist drin, wir haben ohne ende birnenkompott und zwegtschenmarmelade gekocht, unserer speicher ist voll.
wir haben jetzt einen jahr autonomie, wir dürfen entspannen.
und danken.
und wir sind nicht mal bauern...
wir sind musikerin und therapeut...
ich danke für die goldene kürbisse und die zwiebeln, die hier im dorf gereift sind,
ich danke für alle düfte im kreutergarten
ich danke für das warme milch und mein lieblingkäse vom schwalbenhof
ich danke für die köstlichen gelben pflaumen aus italien....
ich danke für den beifuss die „zufällig“ vor unseren tür gewachsen ist
ich danke für die viele blumen...
ich danke für...
ich danke....
....
nimm dir zeit,
gönne dir der herbst der dankbarkeit
so dass wieder einen wunder geschehen darf
komm zu ruhe,
lass deine blätter fallen
geniesse das kühle wind, die herrliche frische luft
das rhythmus des regens
die graue töne des horizonts
das lichtvolle nebel
so dass du das warme feuer deines herzens wieder hören kannst !
dies waren meine italo-deutschen wörter
und hier unten mit der musik von reiner maria rilke
Herbst
die blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den himmeln ferne gärten;
sie fallen mit verneinender gebärde.
und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen,
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
reiner maria rilke
wunderliches wort
05/07/12 11:03 Abgelegt in: gedicht
wunderliches wort: die zeit vertreiben!
sie zu halten, wäre das probelm.
denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein bleiben,
wo ein endlich sein in alledem? -
sieh, der tag verlangsamt sich, entgegen
jenem raum, der ihn nach abend nimmt:
aufstehn wurde stehn, und stehn wird legen,
und das willig liegende verschwimmt -
berge ruhn, von sternen überprächtigt; -
aber auch in ihnen flimmert zeit.
ach, in meinem wilden herzen nächtigt
obdachlos die unvergänglichkeit.
sie zu halten, wäre das probelm.
denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein bleiben,
wo ein endlich sein in alledem? -
sieh, der tag verlangsamt sich, entgegen
jenem raum, der ihn nach abend nimmt:
aufstehn wurde stehn, und stehn wird legen,
und das willig liegende verschwimmt -
berge ruhn, von sternen überprächtigt; -
aber auch in ihnen flimmert zeit.
ach, in meinem wilden herzen nächtigt
obdachlos die unvergänglichkeit.
mit offenen fragen leben
23/01/12 08:44 Abgelegt in: gedicht
mit offenen fragen leben
ich möchte dich inständig bitten,
so sehr ich kann.
all dem gegenüber,
was in deinem herzen ungelöst ist,
geduldig zu sein und zu versuchen,
die fragen an sich zu lieben,
wie verschlossenen räume,
wie bücher, die in einer sehr
fremden sprache geschrieben sind.
suche jetzt nicht nach den antworten,
die dir jetzt nicht gegeben werden können,
weil du noch nicht fähig wärst,
sie zu leben.
und es geht darum alles zu leben.
jetzt lebe die fragen!
vielleicht wirst du allmählich,
ohne es zu bemerken
eines fernen tages
in die antworten hineinwachsen.
rainer maria rilke
ich möchte dich inständig bitten,
so sehr ich kann.
all dem gegenüber,
was in deinem herzen ungelöst ist,
geduldig zu sein und zu versuchen,
die fragen an sich zu lieben,
wie verschlossenen räume,
wie bücher, die in einer sehr
fremden sprache geschrieben sind.
suche jetzt nicht nach den antworten,
die dir jetzt nicht gegeben werden können,
weil du noch nicht fähig wärst,
sie zu leben.
und es geht darum alles zu leben.
jetzt lebe die fragen!
vielleicht wirst du allmählich,
ohne es zu bemerken
eines fernen tages
in die antworten hineinwachsen.
rainer maria rilke